Frühjahrstour 2025 Sizilien+: Tag 44: Erice und die besten Dolci

Unseren Übernachtungsplatz in Trapani haben wir wieder über Park4night gefunden. Parking de Saline ist wirklich nichts für Campingplatz Liebhaber, aber wer einen Platz sucht, um die sehenswerte Stadt Trapani zu besichtigen, der kann hier gut und bewacht für 10€ pro Tag stehen. Eine Besonderheit, die wir so noch nicht kannten, ist der angebotene kostenlose Shuttle Service, der von 6:00 bis Mitternacht 9 „Haltestellen“ anfährt. Von diesen Punkten kann man sich auch per WhatsApp wieder abholen lassen. Da nimmt man die vielleicht nicht ganz so attraktive Umgebung (ruhiges Industriegebiet in der Nähe der Salinen) des Parkplatzes gerne in Kauf. Wer zusätzlichen Service benötigt, kann diesen, teilweise gegen Gebühr, in Anspruch nehmen.

Wir haben uns von dem freundlichen Shuttlefahrer an den Busbahnhof fahren lassen, um dann mit dem Bus an die Seilbahnstation zum weithin sichtbaren Ort Erice zu kommen. Eine kleine italienische Episode: irgendwie konnte der Busfahrer keine Tickets gegen Bargeld verkaufen und hat uns (und andere Fahrgäste) freundlich achselzuckend in den Bus gewunken. Wer eine Dauerkarte oder ein Ticket hatte, musste dieses entwerten…🇮🇹

Die Seilbahnfahrt war, trotz der nicht ganz optimalen Sicht ein tolles Erlebnis.

Erice liegt auf dem Monte Erice in einer Höhe von etwa 751 Metern über dem Meeresspiegel und bietet bei guter Sicht spektakuläre Ausblicke auf die Stadt Trapani, die Salinen, die Ägadischen Inseln und das Mittelmeer. Erice ist bekannt für seine mittelalterliche Atmosphäre, enge gepflasterte Gassen, antike Stadtmauern und eine reiche Geschichte, die bis zu den Elymern zurückreicht.

Erice, antik als Eryx bekannt, wurde vermutlich von den Elymern gegründet und war ein bedeutendes Zentrum für die Verehrung der Fruchtbarkeitsgöttin, die von verschiedenen Kulturen unterschiedlich benannt wurde: Astarte (Phönizier), Aphrodite (Griechen) und Venus Ericina (Römer). Der Legende nach wurde die Stadt von Aeneas gegründet, der hier ein Heiligtum für seine Mutter Aphrodite errichtete.

  • Über die Jahrhunderte wurde Erice von Phöniziern, Griechen, Römern, Arabern und Normannen besiedelt, was zu einer vielfältigen kulturellen und architektonischen Landschaft führte.
  • Im Mittelalter blühte die Stadt unter den Normannen auf, die das Castello di Venere (Venusburg) auf den Überresten des antiken Tempels erbauten.
  • Im 12. Jahrhundert wurde sie von den Normannen als Monte San Giuliano bekannt, bis sie 1934 ihren heutigen Namen Erice erhielt.

Der Ort hat uns nicht ganz überzeugt, was wohl auch daran liegen mag, dass wir es befremdlich finden, dass man für viele der zahlreichen Kirchen oder Gebäude Eintritt bezahlen muss und auch für die Nutzung der öffentlichen Toilette vom „unfreundlichen Wächter“ 1€ verlangt wird.

Trotz des dann einsetzenden leichten Regens hat uns die zufällig von uns gefundene Pasticceria Maria Grammatico völlig mit Erice versöhnt.

Das ist eine berühmte Konditorei, die für ihre traditionellen sizilianischen Süßspeisen bekannt ist. Gegründet von Maria Grammatico, geboren 1940, ist sie ein Wahrzeichen der kulinarischen Tradition Erices und zieht Touristen und Einheimische in die charmante, mittelalterliche Bergstadt mit Blick auf Trapani an.

Geschichte und Hintergrund

Maria Grammaticos Geschichte ist geprägt von Durchhaltevermögen und Leidenschaft. In Armut in Trapani geboren, verlor sie 1952 ihren Vater und wurde im Alter von 11 Jahren in das Klosterwaisenhaus San Carlo in Erice geschickt, das von Franziskanerinnen geführt wurde. Dort lernte sie die Kunst der Konditorei und prägte sich heimlich die Rezepte der Nonnen für mandelbasierte Süßigkeiten ein, da diese nicht geteilt werden durften. Nachdem sie das Kloster mit 22 Jahren verließ, eröffnete sie 1963 mit nur „drei Kilo Mandeln“ und einem Holzofen ihr erstes kleines Geschäft. Ihre Entschlossenheit machte daraus eine weltberühmte Institution, beschrieben im Buch Bitter Almonds von Mary Taylor Simeti, das ihr Leben und ihre Rezepte erzählt. 2023 wurde Maria als Cavaliere dell’Ordine al Merito della Repubblica Italiana für ihren Beitrag zur sizilianischen Kulinarik geehrt.

Spezialitäten

Die Konditorei ist bekannt für authentische sizilianische Gebäcke, insbesondere solche, die auf den Klostertraditionen von Erice und Westsizilien basieren. Zu den Highlights gehören:

Genovesi Ericine: Warme Mürbeteiggebäcke, gefüllt mit Vanillecreme und mit Puderzucker bestäubt, benannt nach ihrer Ähnlichkeit mit den Hüten genuesischer Seeleute. Ein absolutes Muss, oft frisch aus dem Ofen serviert.

Cannoli: Knusprige Teigröllchen, gefüllt mit Schafsricotta, Zucker und einem Hauch Vanille, geschätzt für ihre Einfachheit und Qualität.

Cassatelle: Halbmondförmige Gebäcke, gefüllt mit Schafsricotta.

Frutta Martorana: Marzipan in Form von Früchten und religiösen Figuren, wie Osterlämmern, typisch für sizilianische Klosterdesserts.

Dolci di Mandorla: Mandelbasierte Gebäcke, darunter Kekse und Amaretti, hergestellt mit Avola-Mandeln, die Marias Expertise im Umgang mit Marzipan widerspiegeln.

Mustaccioli di Erice und Agnello Pasquale: Traditionelle Süßigkeiten, die mit lokalen Festen verbunden sind.

Cedro Conserve und Gelatine: Konfitüren und Gelees, die das Angebot ergänzen.

Maria setzt auf hochwertige, natürliche Zutaten – handgeknackte Eier, keine chemischen Mischungen und sizilianische Grundstoffe wie Avola-Mandeln und Schafsricotta. Ihr Motto „mit Liebe zubereiten“ garantiert Authentizität und Exzellenz.

Das Erlebnis

Das Geschäft ist klein, mit einer schmalen Fassade, aber einem tiefen Innenraum, gefüllt mit Holzvitrinen voller Gebäck und einer gemütlichen Atmosphäre. Besucher können die Süßspeisen an Marmortischen im Laden oder in einem ummauerten Garten genießen, wobei der Platz aufgrund der Beliebtheit begrenzt ist. Eine Terrasse bietet Ausblick auf die Küste Trapanis und bereichert das Erlebnis. Die Konditorei bietet auch Mitnahme an, da die Sitzplätze begrenzt sind, und versendet Produkte weltweit. Die Preise sind für die Qualität angemessen, wobei Besucher faire Kosten für Artikel wie Genovesi und Cassate loben.

Neben dem Genuss vor Ort bietet die Pasticceria Verkostungen und Konditorkurse an, bei denen Besucher die Herstellung sizilianischer Süßspeisen, insbesondere mandelbasierter Rezepte, lernen können. Diese sind bei Touristen und Hobbybäckern beliebt.

Da der Regen nicht aufhören wollte, haben wir uns wieder in die Seilbahn begeben und sind auf Meereshöhe gefahren.

Ein langer Marsch (das 12.000 Schritte) entlang einer Hauptstraße in Richtung Altstadt hat uns durstig und müde gemacht.

Ein schönes Bier vom Fass mit den in Italien üblichen Chips, Erdnüssen usw. hat uns erfrischt und wir haben einen kleinen Eindruck von Trapani bekommen, das wir morgen näher erkunden wollen.