Überwinterung 23/24🇪🇸 Tag 58: Spanische Sylvester Bräuche

Spanien feiert auch nach Heiligabend und Weihnachten noch fleißig weiter – den Abschluss der Weihnachtszeit bilden hierzulande erst die spektakulären Umzüge der Heiligen Drei Könige, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar endlich die ersehnten Geschenke für die Kinder bringen.

Somit fällt auch Silvester in Spanien noch in die Weihnachtszeit. Gefeiert wird feucht-fröhlich-laut, wenn auch mit ganz anderen Bräuchen als in Deutschland.

Der wichtigste Unterschied: An Silvester gibt es in Spanien keine Böller, denn auch wenn die Spanier so ziemlich jedes Dorffest mit spektakulärer Pyrotechnik begehen, zum Jahreswechsel ist die Knallerei nicht Brauch. Feuerwerke gibt es mittlerweile dennoch vor allem in den größeren Städten um Mitternacht, aber eben keine privaten, sondern öffentlich organisierte.

In Spanien trifft man sich an Silvester in der Regel zunächst zu einem üppigen Abendessen mit der Familie oder Freunden. Um Mitternacht folgt dann der wohl wichtigste Brauch, der zum Jahreswechsel nicht wegzudenken ist: Die Glückstrauben. Um punkt 0 Uhr essen die Spanier 12 Trauben – meist grüne, die im Vinalopó-Tal im Hinterland der Costa Blanca angebaut werden. Dabei ist Schnelligkeit gefragt, denn der Verzehr erfolgt im Rhythmus von 12 Glockenschlägen, alle 3 Sekunden einer, die an der Uhr der Real Casa de Correos auf dem emblematischen Platz Puerta del Sol in Madrid erklingen. Wer Silvester zu Hause feiert, verfolgt diese Glockenschläge – auf Spanisch campanadas – im Fernsehen, die TV-Sender übertragen das Event live.

Bevor das hastige Trauben-Essen beziehungsweise -Schlucken in der Silvesternacht beginnt, gibt es einen Countdown: Exakt 28 Sekunden vor Mitternacht beginnt eine große Kugel an der Uhr auf der Puerta del Sol in Madrid abwärts zu sinken. Um 0 Uhr dann folgen die eigentlichen zwölf Glockenschläge, zu denen die Glückstrauben gegessen werden. Die sogenannten uvas de la suerte gibt es vor Silvester in sämtlichen Supermärkten in Spanien in kleinen Dosen zu kaufen, abgezählt und klein, damit der Zeitplan aufgeht.

Was genau es mit diesen 12 Trauben zu Silvester auf sich hat, ist nicht ganz geklärt. Die Zahl 12 steht wohl für die 12 Monate des neuen Jahres, jede geschluckte Traube soll also für einen der Monate Glück bringen. „Erfunden“ haben diesen Brauch in Spanien wohl die Weintrauben-Bauern aus dem Hinterland der Costa Blanca: Im Jahr 1909 verzeichneten die Landwirte eine besonders gute Ernte, und um nicht auf den Trauben sitzen zu bleiben, vermarkteten sie die Früchte als Glücksbringer im Zwölferpack fürs neue Jahr. Heute ist es bei vielen Brauch, mit jeder Traube still einen Wunsch zu äußern, der dann im neuen Jahr in Erfüllung gehen soll.

Und was zieht man an Silvester in Spanien an? Zumindest die Damen machen sich in der Regel sehr chic, aber viel wichtiger ist eigentlich, was man „drunter“ trägt: Ein weiterer Brauch neben den Glückstrauben und den Glockenschlägen ist es, rote Unterwäsche anzuziehen. Diese muss nicht nur frisch gewaschen, sondern auch neu sein. Auch der Ursprung dieser Tradition ist nicht ganz klar, er könnte aufs Mittelalter zurückgehen, als die Farbe Rot als Farbe des Teufels zwischenzeitlich fürs normale Volk in der Kleidung verboten war. Findige Bürger sollen das Verbot umgangen haben, indem sie rote Unterwäsche trugen, die naturgemäß nicht sichtbar war. So oder so steht die Farbe Rot für Glück, Leidenschaft und Erfolg – und das sind drei Dinge, die sich viele vom neuen Jahr erhoffen. Wer auf rote Unterwäsche verzichten möchte, kann sich stattdessen eine rote Schleife ums Handgelenk binden.

Abergläubische Spanier pflegen noch einen weiteren Silvester-Brauch: Sie beginnen das neue Jahr mit dem rechten Fuß. In Deutschland kennt man das Sprichwort „mit dem linken Fuß aufstehen“, die Spanier haben es umgedreht und verwenden den Spruch „entrar con buen pie“, mit dem guten – rechten – Fuß eintreten, in diesem Fall ins neue Jahr. Als Glücks-Garant gilt es also, kurz nach Mitternacht den ersten Schritt mit dem rechten Fuß zu tun. Im Extremfall wartet man sitzend, mit den Füßen in der Luft, um dann mit dem rechten Fuß zuerst aufzustehen.

(Quelle: Costa Nachrichten)