Tag 235: im Gefängnis gelandet

Unser Übernachtungsort Yuma wird als die sonnigste Stadt der Welt, also mit den meisten Sonnenstunden, bezeichnet.

Das scheint zu stimmen, denn wenn man es genau nimmt, dann hat bei dem Regenguss heute Nacht ja die Sonne nicht geschienen.

Bevor wir zu unserem “Kulturprogramm” aufgebrochen sind, haben wir noch einen kurzen Rundgang durch den Shop der Restaurantkette Cracker Barrel gemacht, die für Wohnmobilisten kostenlose Übernachtungsplätze anbieten.

Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, heute die (einzige?) Hauptattraktion Yumas das Yuma Territorial Prison, anzuschauen.

Auf dem Weg dorthin wollten wir uns eigentlich mit Material aus der Touristinformation versorgen, die wir trotz der Hinweisschilder nicht gefunden haben.

Wir werden auch so zurecht kommen und sind bei der Suche im “Historischen Bezirk” gelandet. Die Straße hat wohl schon bessere Zeiten gesehen, aber der Bummel war trotzdem abwechslungsreich und witzig.

Danach ging es ins Gefängnis!

In dem Gebiet des Yuma Territorial Prison State Parks befinden sich die Ruinen des Yuma Territorial Prison.

Heute existieren noch der Wachturm, das Haupttor und der ehemalige Zellenblock. Dennoch stellen diese Überbleibsel eine bedeutende Epoche des US-amerikanischen Justizvollzugs dar.

Alles ist, wie so oft in den USA super gepflegt und didaktisch gut aufbereitet.

Zur Geschichte des Orts: Ab 1849 erfuhr Yuma immer mehr Zulauf durch Durchreisende, da sie die ortsansässige Fähre über den Colorado auf ihrem Weg zu den Goldadern Kaliforniens nutzten. 1850 wurde ein Militärposten in Yuma gegründet, und als 1858 Gold im Colorado entdeckt wurde, wuchs die Einwohnerzahl Yumas enorm an.

Im Jahre 1875 sahen die Gesetzgeber ein, dass der County ein eigenes Gefängnis benötigte. Am 28. April 1876 begannen die Arbeiten. Hierzu wurden auch Gefangene herangezogen, so dass diese teilweise ihre späteren Zellen selbst bauten.

Im Laufe der Zeit waren dort viele Gesetzlose inhaftiert, unter anderem die berühmte Postkutschenräuberin Pearl Hart.

Das Gefängnis war 33 Jahre lang im Betrieb, bis es im Jahre 1909 wegen Überfüllung geschlossen wurde.

In den 33 Jahren Gefängnisbetrieb waren insgesamt 3069 Gefangene, inkl. 29 Frauen, im Yuma Territorial Prison eingesperrt.

Entgegen seinem dunklen Ruf, wurde das Gefängnis human verwaltet und war eine Mustereinrichtung seiner Zeit, was verschiedene erhaltene Schriftstücke beweisen.

Dennoch gab es dunkle Zellen für Inhaftierte, die die Gefängnisregeln brachen. Außerdem gab es noch Kugeln an Ketten für Inhaftierte, die am Fluchtversuch gescheitert waren.

In ihrer Freizeit beschäftigten sich die Gefangenen handwerklich, die Erzeugnisse wurden Sonntags nach dem Gottesdienst auf dem öffentlichen Basar im Gefängnis verkauft.

Die Gefangenen wurden regelmäßig medizinisch überwacht und hatten immer Zugang zu einem guten Krankenhaus.

Viele Gefangene lernten hier während ihrer Haft lesen und schreiben. Es gab eine Bibliothek und die Besuchsgebühr von Besuchern wurde zur Anschaffung neuer Bücher verwendet. Eines der ersten Elektrizitätswerke im Westen versorgte das Gefängnis mit elektrischem Licht und betrieb eine Lüftungsanlage im Zellenblock.


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