Tag 337: Verhext

Wir haben kurzfristig umdisponiert und sind statt nach Boston nach Salem (Massachusetts) gefahren, da die Wettervorhersage für Dienstag etwas besser war.

In der “Hexenstadt”, aber dazu später, haben wir problemlos einen Doppelparkplatz für Herrn Geheimrat gefunden.

Von dort aus mussten wir nur den farbigen Linien folgen um eine interessante Tour zu Fuß durch die Stadt zu machen.

Das Wetter war “aprilmässig”, aber bis auf eine kleine, willkommene Kaffeepause hat sich der Regen zurückgehalten.

Zur grausamen Geschichte der Stadt hatten wir uns im Vorfeld informiert und ich will nur die Kurzversion schreiben. Die ausführliche Beschreibung gibt es hier.

Samuel Parris, 1689 mit seinen drei Kindern und zwei Sklaven nach Salem Village gezogen, ist bekannt für seine Strenge. Seine sehr orthodoxen Predigten spalten bereits nach kurzer Zeit die Gemeinde. Parris setzt nun seine Tochter und ihre beiden Freundinnen unter Druck, zu verraten, von welchen dunklen Kräften sie besessen sind. Betty, Abigail und Ann beschuldigen gleich drei Frauen aus der Gemeinde, sie verhext zu haben.

Bei ihnen handelt es sich um die obdachlose Sarah Good, die bettlägerige Sarah Osborn sowie Parris‘ Sklavin Tituba, die er aus Barbados mitgebracht hat. Letztere gesteht schnell, sich mit dem Satan und seinen Verbündeten eingelassen zu haben. Drei Tage lang erzählt sie ihren Verhörern von ihrem verderblichen Treiben, und belastet dabei auch Sarah Good und Sarah Osborn sowie sieben weitere Personen. Daraufhin bricht in dem kleinen Ort der Wahnsinn los und am 27. Mai 1692 beginnen im benachbarten Ort Salem Town die Hexenprozesse von Salem.

Die Verhandlungen sind von Anfang an eine einzige Farce, denn die Angeklagten haben keinen Anwalt und zudem sind übernatürliche Phänomene als „Beweis“ zugelassen.

Schnell etabliert sich eine besonders perfide Praxis während der Hexenprozesse von Salem. Wer sich der Hexerei schuldig bekennt und andere belastet, rettet damit sein Leben. Wer trotzdem auf seiner Unschuld beharrt, riskiert, auf dem Gallows Hill zu landen, dem Galgenhügel. Als erste erleidet am 2. Juni die ortsansässige Bridget Bishop dieses Schicksal. Am 19.Juni hängt man gleich fünf Personen, fünf weitere am 19. August. Am 22. September sterben acht Menschen am Galgen.

Das Städtchen Salem nutzt diese unmenschlichen Geschichte geschickt touristisch aus und an diesem teilweise trüben Montagnachmittag sind doch, außer uns einige Besucher auf den Straßen unterwegs.Unzählige Läden und Museen bieten alles um Hexen, Zauberei und vieles mehr an.

Auch die Freimaurer, die natürlich nichts mit der Hexenjagd zu tun haben, sind mit einer Loge vertreten

Auf dem Friedhof kann man nicht nur alte Grabsteine besichtigen.

Auch die Gedenksteine der tragischen Opfer dieses Wahnsinns sind in der Aussenmauer des Friedhofs zu sehen.

Die entsetzliche Geschichte reicht bis in unsere heutige Zeit, denn erst im August 2021 wurde auf das Betreiben einer Schulklasse hin auch die 1693 begnadigte Elizabeth Johnson Jr. vollständig rehabilitiert.

Für die meisten anderen der in den Hexenprozessen von Salem Verurteilten wurde 1711 eine Generalamnestie ausgesprochen. 1957 wurde die als Hexe gehängte Ann Pudeator für unschuldig erklärt. Am 5. November 2001 unterzeichnete die Gouverneurin von Massachusetts die Unschuldserklärung für die fünf letzten Frauen.


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