Tag 70: Schnepfenfänger

Der Übernachtungsplatz in Chemainus ist nicht nur ruhig, sondern es duftet auch intensiv nach den im Wasser gelagerten Rotzedernstämmen. Den Geruch kenne ich gut von meinen Grill Planks, die ich schon häufig verwendet habe.Wir haben uns dann zu einem kleinen Bummel durch den Ort entschlossen und dachten, dass wir in einer Stunde wieder zurück wären.

Aber Chemainus hatte einige angenehme Überraschungen für uns bereit.

Es waren vom Stellplatz nur ein paar Stufen und schon standen wir vor dem Visitorcenter. Betty, eine ältere Dame hat uns gleich in Empfang genommen und war interessiert daran, wie zwei Deutsche mit ihrem RV auf die Idee kommen durch Kanada zu reisen. Es hat sich ein sehr freundliches Gespräch entwickelt und am Ende haben wir ein tolles Buch geschenkt bekommen (weil wir aus Deutschland sind).

Wirtschaftliche Entwicklung durch Wandmalerei ist Dank Karl Schutz zu einer internationalen Kunstform geworden.

Während eines Besuchs in Rumänien im Jahr 1971 und einer Tour durch alte Klöster, entdeckte er eineVielzahl atemberaubender Wandfresken. Inspiriert von diesen unglaublichen „Wandmalereien“ nahm er die Idee heim nach Chemainus, das unter der Depression litt und darüber zur Geisterstadt wurde. Karl, zusammen mit einem Team von anderen, arbeiteten unermüdlich daran, das Blatt zu wenden. Chemainus blühte auf und wurde ein Touristen Mekka, international bekannt als „die kleine Stadt, die es getan hat.’

Schon, als wir auf dem Platz ankamen, haben wir Livemusik gehört und haben eine ganze Zeit den Musikern, die in der “Bandshell” gespielt haben zugehört. Diese Bühne können Bands reservieren und sich so eine Auftrittsmöglichkeit verschaffen. So etwas hätte ich mir früher auch gewünscht.

Das Wahrzeichen, nach dem der kleine Park benannt ist, ist ein großes Wasserrad, das wie fast überall im Ort von gepflegten Blumen eingefasst ist.

Die Wandmalereien sind leicht zu finden: erstens sind sie wegen ihrer Größe kaum zu übersehen und zweitens sind gelbe Fußstapfen auf die Wege gemalt, denen man einfach folgen kann.

Viele Häuser sind sehr schon renoviert und eine kleine Gartenanlage, in der Bären auf eine Eisdiele hinweisen hatte es uns besonders angetan.

In einer der Wandmalereien war ein Klavier integriert, dem ich nicht widerstehen konnte und ihm ein paar falsche Töne entlocken musste.


Eine schöne Geschichte haben auch zwei Bronzefiguren erzählt, von denen eine einen offenen Sack und die andere eine Laterne gehalten hat.

“In einer mondhellen Sommernacht im Jahr 1913 fanden zwei Fremde den Weg in Chemainus. Während sie sich mit den Einheimischen unterhielten, erfuhren sie von schwer fassbaren Schnepfen, die sich im Wald verstecken, und dass dies eine perfekte Nacht wäre, um sie zu fangen. Den Fremden wurde der geheime Ort im Wald gezeigt und angewiesen, eine brennende Laterne vor einen offenen Sack zu halten, in den die Einheimischen als Treiber die Schnepfen treiben würden.

Die Stadtbewohner stahlen sich dann zurück ins Dorf. Nach stundenlangem Warten erkannten die Jungen, dass sie unschuldige Opfer eines kleinen Unfugs geworden waren, und kehrten auch ins Dorf zurück, um sich den anderen anzuschließen und herzhaft zu lachen.“

So wurde für uns aus einem geplanten kurzen Spaziergang ein ganzer kurzweiliger Nachmittag.

Chemainus scheint nicht nur uns zu gefallen, sondern wohl auch den jungen Damen eine Jungesellinnen Abschieds, die sich eine Stretchlimousine gegönnt und offensichtlich viel Spaß damit hatten.


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