Tag 182: Jingle Bells

Es geht ja jetzt mit Riesenschritten auf Weihnachten zu, morgen ist Heiligabend und da wird es auch Zeit für einen Song Klassiker.

Keine Angst, ich verschone Euch mit “Last Christmas”.

Ich habe eine schöne Geschichte über “Jingle Bells” gefunden und drin wir beschrieben, dass es unzählige Interpretationen dieses Songs gibt.

Was liegt da näher diesen eine weitere hinzuzufügen?

Und hier die Geschichte:

„Jingle Bells“: Die verworrene Geschichte über die Entstehung des Weihnachtsklassikers

„Niemandem hat Weihnachten so viel bedeutet wie meinem Vater“, hat Nancy Sinatra einst über ihren Vater Frank gesagt – und tatsächlich ist dessen Name untrennbar mit der Weihnachtszeit verbunden.

Einer der allerersten Festtagssongs, den Frank Sinatra aufgenommen hat, war eine Interpretation des viktorianischen Klassikers Jingle Bells: An einem heißen Augusttag des Jahres 1948 sollte Sinatra zum ersten Mal die berühmten Zeilen über jene Schlittenfahrt einsingen – „Jingle bells, jingle bells, jingle all the way/Oh, what fun it is to ride in a one-horse open sleigh“. Für das aufwendige Arrangement dieser frühen Version war der geniale, damals 35-jährige Axel Stordahl verantwortlich.

Die kontrovers diskutierte Vorgeschichte

In jenen Tagen galt Jingle Bells, komponiert von James Lord Pierpont, bereits als Weihnachtssong.

Die Entstehungsgeschichte beginnt jedoch ein knappes Jahrhundert davor  mit einem Stück namens One Horse Open Sleigh. Der 1857 komponierte Titel war ein mitunter etwas anzüglicher Song über eine unbeaufsichtigte Schlittenfahrt. Sein heutiger Titel kristallisierte sich erst zwei Jahre später heraus, als Pierpoint die Namensänderung vornahm und seine Komposition als Jingle Bells urheberrechtlich schützen ließ. Hören konnte man sie damals zum Beispiel zum Erntedankfestfest in der Kirche. Die Titelzeile war von den Schlittenglocken inspiriert, die in jenen Tagen am Gurtgeschirr der Pferde befestigt waren, um Zusammenstößen im Schnee vorzubeugen – denn ursprünglich kam in dem Song auch ein Crash vor.

Der Ruf des einstigen Kirchenmusikers Pierpont war damals, gelinde gesagt, katastrophal. Kurz vor der Entstehung des Lieds war er Witwer geworden. Seine beiden Kinder hatte er nach dem Tod seiner Gattin einfach in Boston zurückgelassen, war nach Savannah (in Georgia) gegangen, wo er mit einer zweiten Ehefrau viele weitere Kinder gezeugt hatte. Und im Bürgerkrieg, der kurze Zeit später ausbrach, war er dem ersten Kavallerie-Regiment von Georgia beigetreten und hatte Musik für die Konföderierten Staaten geschrieben – und somit auf der Seite der Sklaverei-Befürworter gestanden.

Lieber schnell „zur Sache zu kommen“

Obwohl Jingle Bells später ein Weihnachtslied werden sollte, taucht das Wort „Weihnachten“ in der Originalversion kein einziges Mal auf. Die eine oder andere Textzeile fanden treue Kirchgänger von Anfang an eher problematisch und für die Kirche ungeeignet – jene zum Beispiel, die davon handelte, mit dem schnellen Schlitten Eindruck bei gutaussehenden Mädels zu schinden. Auch Pierponts Worte über eine Miss Fanny Bright und sein Ratschlag, lieber schnell „zur Sache zu kommen“ („Go at it while you’re young/Take the girls tonight“), tauchen in jüngeren Interpretationen des Titels schon längst nicht mehr auf.

Trotz dieser etwas verworrenen Entstehungsgeschichte, sollte der Song schließlich seinen Siegeszug um die ganze Welt antreten. Da es bereits eine Hitversion von Bing Crosby And The Andrew Sisters gab, fasste Sinatra schon in den Vierzigern den Entschluss, eine eigene Version von Jingle Bells einzusingen. Im Jahr 1957, als auch das erste Frank-Sinatra-Weihnachts-Special fürs US-Fernsehen aufgezeichnet wurde, nahm er dann gleich noch eine Interpretation auf: für das Album A Jolly Christmas From Frank Sinatra, das bei Capitol Records erschien. Arrangiert wurde diese zweite Version von Gordon Jenkins, wobei Dirigent Nelson Riddle eine grandiose Performance aus den Orchestermusikern herauskitzelte.

Ein echter Pop-Klassiker

Seither haben auch viele Jazzgrößen den Song in ihr Repertoire aufgenommen; so gibt es unter anderem Aufnahmen von Duke Ellington, Count Basie, Anita O’Day, Gene Krupa, Ella Fitzgerald und Dave Brubeck, die der Komposition jeweils ihre eigene Handschrift aufdrücken sollten. Unglaublich funky klingt die Instrumentalaufnahme von Orgel-Virtuose Jimmy Smith, der Jingle Bells auf seinem Album Christmas ’64 (Verve Records) präsentierte. Und als die Verantwortlichen von Decca Records schließlich Louis Armstrong ins Studio baten, um für ein wenig Weihnachtsstimmung zu sorgen, streute der zu Beginn des Songs Christmas In New Orleans ebenfalls eine kleine Passage aus Jingle Bells ein.

Ein Song – tausendfache Interpretationen

Pierpont, der schon 1849 beim Versuch gescheitert war, es während der Zeit des kalifornischen Goldrauschs zu Wohlstand zu bringen, starb im Jahr 1893: Auch Jingle Bells hatte ihm bis zu seinem Tod keinerlei Reichtum beschert. Stattdessen hatte er bis ans Ende seines Lebens Klavierstunden geben müssen, um über die Runden zu kommen. Heute ist der Song ein astreiner Pop-Klassiker… und er selbst wäre damit locker vielfach goldprämierter Multi-Millionär geworden.

Nicht nur Jazz-Ikonen haben ihre Versionen von Jingle Bells eingespielt: Es ist ein Song, der über die Jahrzehnte tausendfach interpretiert worden ist, auch von Pop- und Soul-Stars wie The Beatles, Smokey Robinson oder Etta James. Genau genommen ist der Titel noch immer so beliebt wie eh und je: Aktuelle Interpretationen aus dem 21. Jahrhundert gibt es unter anderem von Lady Antebellum, James Taylor und Brad Paisley.


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