Tag 272: Tennessee Moonshine und Nashville

Gestern Abend gab es erst einmal einen kleinen Nervenkitzel: Tornado Alarm.

Die Wolken und Blitze wirkten bedrohlich und die laue Luft bei dem doch heftigen Sturm war unheimlich.

Aber wir hatten Glück und außer ein paar Regentropfen haben wir nichts abbekommen.

Da war dann Zeit, etwas über den Alkohol im Einmachglas, den wir bei unserem Gastgeber, der Samuel T.Bryant Distillery erworben hatten zu recherchieren.

Der Begriff “Moonshiner” ist mir schon mehrmals über den Weg gelaufen, aber so richt etwas damit anfangen konnte ich nicht.

Am 17. Januar 1920 begann in den USA die Prohibition. Sie sollte 13 Jahre andauern. Während des Alkoholverbots wurde weiter getrunken – im Verborgenen. Die Karriere des Moonshine Whiskey, die bereits lange zuvor ihren Anfang genommen hatte, bekam einen neuen Aufschwung und dauert bis heute an.

Unter “Moonshine” bzw. “Moonshine Whiskey” versteht man Schnaps, der schwarz gebrannt wird – also illegal und ohne dafür Steuern abzuführen.

Die Bezeichnung “Moonshine” stammt daher, dass die Schnapsbrenner ihre Arbeit im Verborgenen verrichteten, meist bei Nacht, mit dem Mondschein als einzige Lichtquelle.

Die Geschichte des Moonshine in den Vereinigten Staaten beginnt vor über 400 Jahren, um 1620. Nur 13 Jahre zuvor war die erste dauerhafte englische Siedlung in Nordamerika, “James Fort” auf einer Insel im James River in Virginia errichtet worden.

Die dort lebenden Kolonialisten gelten als die ersten amerikanischen Moonshiner, sie bedienten sich am dort wachsenden Mais und brannten Schnaps daraus.

Bis dahin war noch nichts illegal. Kurz nach der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1776 wurden Steuern auf alkoholische Getränke erhoben, um die Kosten der Amerikanischen Revolution wieder reinzuholen. Das führte zum Boom des Moonshine – die Herstellung von Whiskey, der an der Steuer vorbei geschleust wurde.

Die dichten Wälder der Smoky Mountains in East Tennessee boten ideale Möglichkeiten, Moonshine zu destillieren, ohne dabei erwischt zu werden.

Während der 1020er und 1930er Jahre boomten so genannte “Speakeasies” – illegale Kneipen, die Alkohl ausschenkten. Auch bekannt als “Blind Pigs” oder “Blind Tigers” standen hinter diesen Untergrund-Bars nicht selten Mitglieder der organisierten Kriminalität.

Mit über 10.000 Höhlen, die in Tennessee vorhanden sind, gab es genügend Möglichkeiten, den Barbetrieb auch während der Prohibition aufrechtzuerhalten. Ausgeschenkt wurde direkt da, wo auch produziert wurde.

Marvin „Popcorn“ Sutton ist so ein Name der im Zusammenhang mit Moonshine oft fällt. Der Schwarzbrenner aus den Appalachen schmuggelte und produzierte illegal Alkohol in Tennessee und North Carolina in den 1970er Jahren. Bekannt wurde er durch die Dokumentation “This is the Last Dam Run of Likker I’ll Ever Make”, in dem er nicht nur vom illegalen Schnaps brennen berichten, sondern gleich eine Anleitung dazu gibt.

Neben dem 40%igen Schnaps gibt es auch mildere Varianten, die ein wenig an die bei uns bekannten Sahneliköre erinnern.

Aber genug von den illegalen und legalen Schnapsbrennern.

Unser heutiges Tagesziel ist wieder die Wiege einer Musikrichtung, die unzertrennlich mit Amerika verbunden ist: der Country Musik.

Nashville ist nicht nur die Hauptstadt von Tennessee, sondern auch das Zentrum dieses beliebten Musikstils.

Wir dachten, was ist besser geeignet darüber mehr zu erfahren als ein Besuch der “The Musicians Hall of Fame and Museum“.

Es hat sich dann herausgestellt, dass es dabei nicht nur um Country Musik, sondern überhaupt um Musiker geht. Schwerpunkt bildeten natürlich diejenigen Künstler, die in den zahlreichen Studios in Nashville Aufnahmen gemacht haben.Nach dem “Kulturprogramm” des Tages folgte der Vergnügungsteil.

Der Broadway Nashvilles war heute eine einzige Partymeile und nachdem wir uns im Hardrock Café mit den obligatorischen Pins eingedeckt hatten, haben wir uns müde auf den Nachhauseweg gemacht.


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