Tag 166: Karfreitag

Sevilla – Gläubige Katholiken, die sich bis aufs Blut selbst geißeln, düstere Gestalten, die kaum die Kraft aufbringen, sich unter dem Gewicht tonnenschwerer Heiligenbilder auf den Beinen zu halten, oder Menschen, die barfuß schwere Holzkreuze durch die Besuchermengen tragen.

Gespenstische Stille oder zuweilen jubelnde Zuschauer bestimmen die Karwoche in Spanien. Traditionen, die bis ins 21. Jahrhundert aufrecht erhalten werden – wenn sie auch wegen der Coronavirus-Pandemie nicht gelebt werden können.

Die Geschichte der Bruderschaften in Spanien ist auch eine Geschichte der Katholischen Kirche Spaniens, die mitunter päpstlicher als der Papst zu sein scheint.

Hochburg der österlichen Feierlichkeiten ist Sevilla in Andalusien. 60.000 Nazarenos, Büßer, aus 58 Bruderschaften schleppen während der Karwoche prunkvoll geschmückte Throne mit Heiligenfiguren durch die Straßen. Eine Prozession nach der anderen schiebt sich normalerweise durch die Stadt, vorbei an Millionen Besuchern von nah und fern. Der größte Augenblick der Karwoche ist gekommen, wenn in der Nacht auf Karfreitag „Nuestra Señora de la Esperanza“, die Mutter Gottes der Hoffnung, durch die überfüllten Straßen des Altstadtviertels getragen wird. Viele kommen nur ihretwegen. Wie keine andere verehren die Sevillanos die Madonnenstatue „La Macarena“.

(Quelle: Costa Nachrichten)