Tag 23: Winnie Pooh, Gold und ein Held

Geweckt wurde ich von einem laut nach seinen Artgenossen krächzenden Raben und der erste Blick aus dem Schlafzimmer war beeindruckend.

Eine Stunde später war der Spuk vorbei und der Nebel über dem Wawa Lake hatte sich verzogen.

Jetzt konnte auch in beeindruckender Weise ein Wasserflugzeug starten.

Unser erster Stopp war noch weit von Wawa entfernt und hat Vater Erinnerungen geweckt, denn für die Winnie Puuh Filme von Walt Disney bin ich wirklich zu alt. Aber die Kids haben sie wohl angeschaut.

Zuallererst: Winnie war eine sie. Kein er, der Winnie-the-Pooh. Aber es sollte ein Weilchen dauern, bis man das herausfand. Denn: Winnie gab es wirklich, sie ist kein Geschöpf eines Disney-Zeichners, sondern so etwas wie ein kanadisches Urgestein.

Der Bezug zu White River in Ontario entsteht, weil hier Harry Colebourn, ein junger kanadischer Tierarzt, der aus Winnipeg stammte 1914 ein kleines lebendes Schwarz-Bärenbaby gekauft hat. Er war auf dem Weg nach Europa, zu seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg und die kleine Bärin nannte es »Winnipeg Bear«, nach seiner Heimatstadt in Manitoba. Harry musste zunächst nach Québec, von wo aus er gemeinsam mit den anderen Soldaten die Fahrt über den Atlantik antreten sollte. Seinen Bären nahm er kurzerhand mit.

In England angekommen wurde »Winnie« so etwas wie das Maskottchen der »2nd Canadian Infantry Brigade«. Dann allerdings kam der Tag, als die Truppe nach Frankreich musste. Winnie und Harry mussten zwangsweise Abschied nehmen.

Die kleine Bärin aus Kanada kam also in den Zoo von London – und wurde schnell zur Hauptattraktion.

Und wie kommt die Bärin aus Kanada nun in die Bücher, die in der ganzen Welt eine große Fangemeinde haben? Einer der treuesten Besucher im Zoo war ein gewissen Christopher Robin, der Sohn von Schriftsteller A. A. Milne. Der Junge war so begeistert von dem kanadischen Import, dass er sogar seinen eigenen Teddybären in Winnie umbenannte – und mit dem Namen Pooh verband. Diesen Namen hatte ein Freund seinem zahmen Schwan gegeben.

Am 14. Oktober 1926 veröffentlichte Milne das erste Buch über den faulen, manchmal etwas dümmlichen Bären mit dem roten Leibchen.

Disney setzte dann mit seinen Filmen dem Bären die Erfolgskrone auf.

Die Bärendame sollte zwar eigentlich nur an den London Zoo ausgeliehen werden, verbrachte aber schließlich ihr ganzes Leben dort.

Was für eine schöne Geschichte und um so schöner, das wir an dem Platz sein durften, wo sie begann.

Die Strecke auf dem Highway 17 ist, obwohl unser Tagesziel einige hundert Kilometer entfernt ist nie langweilig.

Die kleinen Seen sind unzählig und die Ausblicke auf den riesigen Lake Superior, der immerhin eine Fläche hat, die so groß wie Österreich ist sind immer wieder atemberaubend. Interessante Felsformationen wechseln sich mit gruseligen Sümpfen ab. Ortschaften, die kaum mehr als 1.000 Einwohner zählen bieten eine Tankstelle, zahlreiche Motels und die üblichen Fastfood Verdächtigen.

Riesige Abraumhalden haben uns nachforschen lassen. Diese Berge werden von der Barrick Gold Corporation produziert. Diese ist mit einer Jahresförderung von über 7 Mio. Unzen bzw. etwa 200 t Gold das größte Goldbergbauunternehmen der Welt. Wir sind leider nicht dicht genug ran gekommen, um uns die Taschen zu füllen.

Bevor wir an unserem Tagesziel ankamen sind wir ein Stück auf dem Terry Fox Courage Highway gefahren. Der Name sagt Euch nichts? Dann lest die Geschichte und ihr versteht warum wir das Monument kurz vor Thunder Bay besuchen mussten.

Terry Fox hatte mit 18 Jahren durch ein Krebsleiden ein Bein verloren und trug seitdem eine Prothese. Um Lebensmut zu demonstrieren und Geld für die Krebsforschung zu sammeln, startete er den Marathon of Hope, der von St.John’s in Neufundland über den gesamten Trans Canada Highway bis zu dessen Endpunkt auf Vancouver Island führen sollte.

Er brach am 12.4.1980 auf, geplant waren Tagesetappen von 42 Kilometer. Anfangs blieb das Unternehmen relativ unbeachtet, erst allmählich wurden die Medien auf Terry Fox’ Lauf aufmerksam. An den Zielen seiner Tagesetappen kam es schließlich zu regelrechten Volksfesten, auf denen der tapfere junge Mann gefeiert wurde.

Dabei kamen 24 Millionen Dollar Spenden für die Krebshilfe zusammen.

Terry Fox musste den Lauf nach 143 Tagen und 5.373 Kilometer knapp vor Thunder Bay abbrechen. Er wurde 22 Jahre alt.


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